Nuklearmedizinische Bildgebung bei Darmkrebs

Dickdarmkrebs und Enddarmkrebs

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50000 Personen in Deutschland erkranken jährlich an Dickdarm- oder Enddarmkrebs (Kolonkarzinom bzw. Rektumkarzinom), einem der häufigsten Tumorleiden. Hierbei tritt häufig zunächst ein Befall der benachbarten Lymphknoten als Filterstationen des Gewebswassers auf. Später kann der Tumor in die Leber, in die Lunge, in den Knochen oder das Gehirn absiedeln.

Der Krebs wird zunächst operativ entfernt, dann folgen je nach Tumorstadium eine Nachbehandlung (Bestrahlung und/oder Chemotherapie). Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs wird oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, da er erst dann zu Beschwerden führt. Dies kann eine vollständige Entfernung durch eine Operation erschweren. Falls Tumorreste verbleiben, führen diese nach einer unterschiedlich langen Zeitspanne, die von ihrer Wachstumsgeschwindigkeit abhängt, zu einem Rezidiv.

Die Chancen einer weiteren effektiven Behandlung hängen davon ab, ob ein solches Rezidiv frühzeitig entdeckt wird und wie groß dieses ist. Ziel der bildgebenden Verfahren aus Nuklearmedizin und Radiologie ist es deshalb, den Krebs möglichst früh und in voller Ausdehnung zu erkennen und einen eventuellen Rückfall so früh wie möglich nachzuweisen. Hierzu werden üblicherweise die Darmspiegelung, Ultraschall und verschiedene Röntgenverfahren (Dickdarm-Kontrasteinlauf, Computertomographie) eingesetzt.

Die klassisch Verfahren der Radiologie erkennen den Tumor anhand asymmetrischer Weichgewebsvermehrungen, die Erkennung eines Rezidivs gestaltet sich häufig nach Therapie durch Narbengewebe schwierig. Die Nuklearmedizin bietet hier andere, sehr effektive Ansätze:

Tumorstoffwechsel - PET

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eignet sich sowohl für die Erkennung eines Primärtumors, eines Rückfalls, als auch zur Erkennung von Absiedlungen / Metastasen. Hierzu wird der "Zuckerstoffwechsel" des Körpers sichtbar gemacht, da man weiß, dass Tumorgewebe sehr viel mehr Zucker verbraucht, als das übrige gesunde Gewebe. Für die Untersuchung wird deshalb eine geringe Menge schwach radioaktiv markierter Traubenzucker in die Vene gespritzt. Die Substanz ist nicht spürbar, reichert sich aber rasch in Tumorgewebe an.

Somit kann in der Regel sicher beurteilt werden, ob der Tumor über den Darm hinaus gestreut hat, z.B. in Lymphknoten, die Lunge, die Leber oder der Knochen, da die Krebszellen sich unabhängig von ihrer Lage im Körper in einer Ganzkörperuntersuchung vom übrigen Gewebe durch ihren Stoffwechsel verraten.

Ein Nachweis von Tochtergeschwülsten durch die PET hat erheblichen Einfluss auf die Wahl der optimalen Behandlungsform. Mit der PET kann die Nuklearmedizin den Zuckerumsatz quantitativ erfassen, dadurch liefert sie auch frühzeitig Informationen über den Erfolg einer gewählten Therapiemassnahme, Monate bevor Größenänderungen des Tumorgewebes mit CT oder MRT (Radiologie) nachgewiesen werden können. So kann frühzeitig ermittelt werden, ob eine hoch dosierte Chemotherapie mit erheblichen Nebenwirkungen für die Patientin/-en auch tatsächlich Erfolg zeigt, oder durch eine andere Therapie ersetzt werden sollte. Bereits nach wenigen Tagen (nach einem Chemotherapiezyklus) ist in der PET klar zu erkennen, ob der Zuckerstoffwechsel in den Krebszellen abnimmt.

Knochenmetastasen - Skelettszintigraphie

Die Skelettszintigraphie ist ein optimales und einfaches Verfahren zur Beurteilung des Knochenstoffwechsels im gesamten Skelett mittels einer einzigen Untersuchung bei nur geringer Strahlenexposition. Damit können frühzeitig Veränderungen des Knochenstoffwechsels (wie sie bei Tumorbefall des Skelettsystems auftreten) erfasst und lokalisiert werden. Mit speziellen Untersuchungsverfahren, wie z.B. Computertomographie, Kernspintomographie (Radiologie) oder Positronen-Emissions-Tomographie (Nuklearmedizin), kann anschließend – falls erforderlich – eine weitere gezielte Abklärung der zugrunde liegenden Ursachen erfolgen. Insbesondere zur Abklärung einer möglichen Metastasierung von Tumorzellen gilt die Skelettszintigraphie als das Verfahren der ersten Wahl. Mit hoher Treffsicherheit kann hier eine beginnende Metastasierung erkannt und lokalisiert werden. Gleiches gilt auch für die Verlaufsbeurteilung eines bekannten Tumorleidens während oder nach einer Therapie.