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Schilddrüsenkrankheiten


Bösartige Erkrankungen der Schilddrüse

Symptomatik und Klinik der bösartigen Schilddrüsenerkrankungen...

Die bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse führen die meisten Patienten mit der Angabe "da ist schnell was am Hals gewachsen" zum Arzt. Dann ist die Diagnose leicht zu stellen und mit Gewebeprobe (oder noch besser gleich Operation) zu sichern.
Allerdings verstecken sich die meisten Schilddrüsenkrebse in Knoten des Organes und sich dann nur mit eingeschränkter Sicherheit auch mit Gewebeprobe schwer zu finden. Das ist der Grund, warum nur die Hälfte der Schilddrüsenkrebse vor der Operation aufgedeckt wird, die andere Hälfte findet erst der Pathologe, der das entnommene Gewebe mit dem Mikroskop untersucht und damit die wesentlich feinere Diagnostik auf Zellebene ausführt.

Sie können verstehen, dass sich ein Teil der Patienten mit Knoten des Organes aus Sicherheitsgründen doch noch operieren läßt, insbesondere wenn bei Kontrollen der Drüse mit Ultraschall Änderungen an Größe oder Binnenstruktur der Knoten auffällt.

Es gibt eine Reihe verschiedener Krebsformen des Organes:
Am häufigsten ist das papilläre Karzinom, die gutmütigste Krebsart, bei der zumeist die Operation zur Beseitigung ausreicht, wenn keine Metastasen und eine Tumorgröße unter 1 cm Durchmesser bei der Untersuchung der entfernten Drüsenanteile ermittelt werden. Anderenfalls sind auch hier Zweitoperation und Nachbehandlungen, zB. mit Radiojodtherapie erforderlich.

An zweiter Stelle rangiert das follikuläre Karzinom, bei dem praktisch immer Zweitoperation und Radiojodbehandlung erforderlich sind.

Am unangenehmsten ist das anaplastische Karzinom, das so klein sein kann, dass es bei der Untersuchung der Drüse nicht gefunden wird aber bereits große Metastasen in anderen Organen verursacht. Die Operation der Drüse kommt deshalb öfters zu spät.

Egal, welches Schilddrüsenkarzinom behandelt wurde, es muß stets eine sorgfältige Nachuntersuchung erfolgen, wie auch bei anderen Krebsarten bekannt, um ein Wiederauftreten der Erkrankung möglichst frühzeitig zu erfassen.

Gelegentlich wird das medulläre Karzinom bei den Schilddrüsenkrebsen erwähnt. Es handelt sich aber nicht um einen Schilddrüsenkrebs sondern um einen Krebs der C-Zellen, die in der Schilddrüse beherbergt sind und das Hormon Calcitonin produzieren, welches der Regulation des Knochenstoffwechsels dient. Die Untersuchung von Calcitonin im Blut ist deshalb eine effektive Möglichkeit, diesen Krebs zu finden und nach der Operation ein Rezidiv zu entdecken. Seltener sind die medullären Karzinome familiär gehäuft, zur Erkennung dienst eine Genanalyse.

Bei allen diesen Krebserkrankungen sind sorgfältige Diagnostik und korrekte Behandlung erforderlich, um die an sich günstige Prognose der follikulären und papillären Schilddrüsenkarzinome auch zu verwirklichen. Beim medullären Karzinom ist insbesondere die sichere Hand des Chirurgen, der die Drüse mit benachbarten Lymphknoten erfassen muss, wichtig.

 

Schilddrüsenentzündungen

Es gibt eine Großzahl verschiedener Entzündungsformen....

Bei den Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis) handelt es sich um eine Gruppe von verschiedenen Reaktionen des Organes auf Viren, Bakterien oder Antikörpern, die die Entzündung oft langfristig unterhalten können.

Am häufigsten ist die subakute Strumitis, bei der Viren das Organ befallen und zu einem schleichenden Beginn führen. Anfangs berichten die Betroffenen zumeist über Schmerzen an den Ohren oder den Zähnen und kommen entsprechend häufig von diesen Arztgruppen überwiesen zu uns. Bei der Untersuchung jedoch wird die Schilddrüse zumeist als teilweise derb getastet und als druckschmerzhaft angegeben. Die Blutsenkungsreaktion ist deutlich beschleunigt, manchmal besteht anfangs auch eine nicht therapiebedürftige Schilddrüsenüberfunktion. Auch bei optimaler Therapie (am geeignetsten Kortison) kann sich die Enzündung über die ganze Drüse ausbreiten. In letzter Zeit beobachten wir besonders hartnäckige Verläufe mit Krankheitsdauer mit über einem halben Jahr

Am zweithäufigsten ist die chronische Schilddrüsenentzündung, die durch im Blut vorhandene und meist angeborene Antikörper bedingt ist und zumeist zur Unterfunktions führt (s. auch Kapitel Unterfunktion)

Recht selten sind die akuten Schilddrüsenentzündungen (durch Bakterien ausgelöst), sehr selten eine steinharte Entzündung, wobei bei diesen seltenen Entzündungsformen evtl. neben Antibiotika auch operative Maßnahmen diskutiert werden müssen.

 

Unterfunktion der Schilddrüse

Die häufigste Ursache der Unterfunktion ist die Selbstzerstörung....

Die Unterfunktion der Schilddrüse beruht auf einer unzureichenden Hormonproduktion der Drüse. Die Ursachen können unterschiedlichster Art sein und ebenso auch Schweregrad und Verlauf sowie Folgen der Unterproduktion.

Selten ist die angeborene Unterfunktion, die bei der am 5. Lebenstag ausgeführten TSH-Bestimmung beim Neugeboreren erfaßt wird sofort zwingend behandlungerforderlich ist. Wesentlich häufiger ist die Selbstzerstörung der Schilddrüse durch im Blut kreisende aktivierte Antikörper, die die körpereigene Schilddrüse angreifen und die Funktionseinbuße bedingen (chronische Entzündung vom Typ Hashimoto der proliferativen oder atrophischen Verlaufsform). Diese Antikörper sind zumeist angeboren und werden plötzlich durch größtenteils unbekannte Faktoren aktiviert.
Auch nach Entzündungen der Drüse durch Viren oder Bakterien resultiert eine Unterfunktion, ebenso bei Fehlfunktionen der Hirnanhangdrüse oder wenn die Schilddrüse nicht normal funktionierende Hormone bildet, die biologisch nicht wirksam sind.

Die Differenzierung der verschiedenen Ursachen ist zumeist labortechnisch und sonografisch gut möglich, evtl. ist die Szintigrafie erforderlich.

Die klinischen Zeichen der Unterfunktion sind meist Depressionsneigung, Verlangsamung, nachlassende Gedächtnisleistung, Haarausfall, Verstopfung - eine Vielzahl von Symptomen die auch bei anderen Krankheiten auftreten und deshalb die Diagnose "Schilddrüsenunterfunktion" oft nur spät bei bereits fortgeschrittenem Krankheitsbild gestellt wird.

Die Behandlung ist nach gestellter Diagnose recht einfach: Schilddrüsenhormontabletten in individuell gesteuerter Dosierung, um Nebenwirkungen der Therapie zu vermeiden.

 

Überfunktion der Schilddrüse

Die Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion können vielgestaltig sein...

Wenn Ihre Schilddrüse zu viele Hormone produziert, spricht man von einer Hyperthyreose. Diese kann in jedem Schweregrad bis zur Vergiftung des Körpers vorkommen.

SzintigrammUrsachenmöglichkeiten sind selbständig arbeitende Schilddrüsenbezirke (Autonomien), Einwirkungen von im Blut aufgetretenen Antikörpern (M. Basedow) oder Entzündungen mit Freisetzung bereits gebildeter Hormone (Freisetzungshyperthyreose = Hyperthyreose Typ 2). Seltener sind eine Großzahl weiterer Ursachen wie Überdosierung von Schilddrüsenhormonen, Hirnanhangdrüsenerkrankung, nach Entbindung, bei Krebserkrankungen der Schilddrüse aber auch anderen Krebsformen. Die Unterscheidung der Ursachenmöglichkeiten ist wichtig, da die Therapie unterschiedlich ist und je nach Ursache erfolgen muss.

Häufigste Zeichen der Schilddrüsenüberfunktion: schneller Puls, Extraschläge des Herzen, Schwitzen, Zittern, Unruhe, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Durchfall und relativ häufig eine Depressionsneigung, weshalb oft die Zuweisung vom Nervenarzt zur Schilddrüsenuntersuchung erfolgen muss. Beim größten Teil der Patienten mit der antikörperausgelösten Form M. Basedow kann es auch zu Störungen der Augen, insbesondere der Entwicklung von "Froschaugen" kommen.

Die Diagnose der Schilddrüsenüberfunktion ist sehr leicht, die Differenzierung der Ursache kann gelentlich Probleme machen und setzt dann intensivere Diagnostik in Gang. Die Erfassung der Ursache ist deshalb wichtig, weil sich langfristig die Therapie der einzelenen Formen unterscheidet und von befristeter Behandlung mit Medikamenten bis zur Operationserfordernis reicht.