Nuklearmedizin bei Brustkrebs

Brustkrebs / Mammakarzinom

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Das Mammakarzinom ist auch heute noch die häufigste Tumorerkrankung der Frau und damit auch leider die häufigste Todesursache. Basis der Erkennung von Brustkrebs sind der Tastbefund, die Mammographie (einschließlich Screening-Untersuchungen) und der Ultraschall der Brust, sowie die Gewebsprobeentnahme.

 

Diese Verfahren beschränken sich auf das Brustdrüsengewebe und die Achselregion und weisen teils Einschränkungen (z.B. bei sehr dichtem Brustdrüsengewebe bei Frauen vor den Wechseljahren) auf. Zudem bestehen noch diagnostische Lücken bei der Frage, ob der Tumor bereits gestreut hat.

Die Nuklearmedizin bietet in den verschiedenen Stadien von Diagnosestellung bis Therapie mehrere Verfahren, die wesentliche Zusatzinformationen liefern können.

Wächterlymphknotendarstellung vor OP - Sentinel-Node-Szintigraphie

Ist die Diagnose eines Mammakarzinoms gestellt, ist es von großer Bedeutung, ob dieser Tumor bereits in die Lymphknoten in der Achselhöhle gestreut hat. Lymphknoten sind natürliche Filterstationen für Gewebswasser. Über dieses Gewebswasser können auch Tumorzellen abfließen und sich so im Körper verteilen. Diese Filterstationen sind häufig die erste Station für Tumorabsiedlungen. Sind die Lymphknoten nicht befallen, besteht eine bessere Prognose für den weiteren Verlauf der Erkrankung. Auch die weitere Therapieplanung  – etwa die Entscheidung über eine Hormonbehandlung oder Chemotherapie – wird durch diese Information ganz wesentlich mitbestimmt.

Früher wurden deshalb immer sämtliche Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt, oft mit Folge eines Lymphstaus, Nervenirritation, Schmerzen. Die gezielte Entfernung des so genannten "Wächterlymphknotens" ist der vielversprechende aktuellere Weg. Es handelt sich dabei um den "ersten" Lymphknoten im Lymphabflussgebiet eines Brusttumors. Ist dieser Knoten nicht befallen, sind es in der Regel auch die nachfolgenden Lymphknoten nicht. Damit würde sich eine vollständige Ausräumung der übrigen Lymphknoten erübrigen. Daher wird im Rahmen der Operation des Mammakarzinoms dieser erste Lymphknoten gezielt entnommen und gründlich untersucht. Ist er tumorfrei, müssen die restlichen Lymphknoten nicht entfernt werden.

Wie aber lässt sich nun dieser "Wächterlymphknoten" sicher finden? Dazu wird in der Nuklearmedizin rund um ein Tumor eine kleine Menge winziger, radioaktiv markierter Partikel injiziert. Dies ist in aller Regel weniger schmerzhaft als eine Blutentnahme. Der Abtransport dieser Partikel über das Gewebswasser in den Lymphknoten wird dann anschließend wird mit einer Gammakamera durch Szintigraphie sichtbar gemacht. In der Regel lässt sich der Sentinel-Lymphknoten innerhalb einer Stunde als Anreicherung der Partikel in der Achselhöhle sichtbar machen.  Das Bildmaterial wird mit dem Operateur besprochen. Während der OP kann die radioaktive Reststrahlung genutzt werden, um mit einer "Gamma-Sonde" – einem kleinen stabförmigen Messinstrument – den Lymphknoten sicher und ohne Verwechslungsgefahr aufzusuchen.

 

Metastasensuche in den Weichteilen und Knochen - PET

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eignet sich sowohl für die Erkennung eines Brusttumors in Problemsituationen, als auch v.a. zur Erkennung von Absiedlungen / Metastasen. Hierzu wird durch die Nuklearmedizin der "Zuckerstoffwechsel" des Körpers sichtbar gemacht, da man weiß, dass Tumorgewebe sehr viel mehr Zucker verbraucht, als das übrige gesunde Gewebe. Für die Untersuchung wird deshalb eine geringe Menge schwach radioaktiv markierter Traubenzucker in die Vene gespritzt. Die Substanz ist nicht spürbar, reichert sich aber rasch in Tumorgewebe an.

Somit kann in der Regel sicher beurteilt werden, ob der Tumor über die Brust hinaus gestreut hat, z.B. in Lymphknoten, die Lunge, die Leber oder der Knochen, da die Krebszellen sich unabhängig von ihrer Lage im Körper in einer Ganzkörperuntersuchung vom übrigen Gewebe durch ihren Stoffwechsel verraten.

Ein Nachweis von Tochtergeschwülsten durch die PET hat erheblichen Einfluss auf die Wahl der optimalen Behandlungsform. Die PET kann den Zuckerumsatz quantitativ erfassen, dadurch liefert sie auch frühzeitig Informationen über den Erfolg einer gewählten Therapiemassnahme, Monate bevor Größenänderungen des Tumorgewebes mit CT oder MRT nachgewiesen werden können. So kann frühzeitig ermittelt werden, ob eine hoch dosierte Chemotherapie mit erheblichen Nebenwirkungen für die Patientin auch tatsächlich Erfolg zeigt, oder durch eine andere Therapie ersetzt werden sollte. Bereits nach wenigen Tagen (nach einem Chemotherapiezyklus) ist in der PET klar zu erkennen, ob der Zuckerstoffwechsel in den Krebszellen abnimmt.

FDG-PET

 

Knochenmetastasen - Skelettszintigraphie

Mit der Skelettszintigraphie steht der Nuklearmedizin ein optimales und einfaches Verfahren zur Beurteilung des Knochenstoffwechsels im gesamten Skelett mittels einer einzigen Untersuchung bei nur geringer Strahlenexposition zur Verfügung. Damit können frühzeitig Veränderungen des Knochenstoffwechsels (wie sie bei Tumorbefall des Skelettsystems auftreten) erfasst und lokalisiert werden. Mit speziellen Untersuchungsverfahren, wie z.B. Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie, kann anschließend – falls erforderlich – eine weitere gezielte Abklärung der zugrunde liegenden Ursachen erfolgen. Insbesondere zur Abklärung einer möglichen Metastasierung von Tumorzellen gilt die Skelettszintigraphie als das Verfahren der ersten Wahl. Mit hoher Treffsicherheit kann hier eine beginnende Metastasierung erkannt und lokalisiert werden. Gleiches gilt auch für die Verlaufsbeurteilung eines bekannten Tumorleidens während oder nach einer Therapie.

Skelettszintigraphie